Alternde Bevölkerung lässt Beiträge zur Pflegeversicherung steigen

Mai 2019

Nach Berechnungen des Wissenschaftlichen Instituts der PKV (WIP) wird der Beitragssatz in der Sozialen Pflegeversicherung (SPV) bis zum Jahr 2030 auf mindestens 3,7 Prozent steigen. Auch einen Beitragssatz von bis zu 5,2 Prozent halten die Wissenschaftler allerdings für möglich. Legt man die heutige Beitragsbemessungsgrenze zugrunde, wird der Höchstbeitrag damit in den nächsten 11 Jahren von derzeit 138,40 Euro auf 168 bzw. bis zu 236 Euro im Monat steigen. Da die Beitragsbemessungsgrenze jährlich angehoben wird, wird der tatsächliche Beitrag dann aber höher sein.

Das Problem der Sozialen Pflegeversicherung

In der Sozialen Pflegeversicherung werden die Beiträge nach dem Umlageverfahren berechnet. Der Beitrag ist abhängig vom Einkommen. Dadurch finanzieren die Erwerbstätigen zu großen Teilen die Pflegeversicherung der Rentner mit. In den kommenden Jahren gehen die sogenannten Baby-Boomer in Rente. Der zunehmenden Zahl älterer Menschen stehen aber immer weniger Erwerbstätige gegenüber.

Mit dem Durchschnittsalter der Bevölkerung steigt der Anteil der Pflegefälle. Gegenwärtig sind etwa 3,5 Millionen Menschen pflegebedürftig. Bei gleichbleibenden Rahmenbedingungen geht das WIP für 2040 von ca. 4,4 Millionen Pflegebedürftigen aus. Weniger Erwerbstätige werden deshalb deutlich mehr Pflegekosten tragen müssen. Und schon heute hat die Soziale Pflegeversicherung durch die letzte Reform ein Defizit von 3,5 Mrd. Euro.

Die Berechnungen des WIP

Das WIP hat verschiedene Szenarien durchgerechnet, wie sich der Beitragssatz der Sozialen Pflegeversicherung entwickeln wird. In der optimistischsten Version steigt der Beitragssatz auf 4,1 Prozent im Jahr 2040. Hier haben die Wissenschaftler allein die zu erwartende Alterung der Gesellschaft berücksichtigt. Die enorme Auswirkung selbst dieser Steigerung zeigt sich an folgendem Beispiel:

Ein 1989 Geborener mit durchschnittlichem Einkommen muss bei einem Anstieg des Beitragssatzes auf 4,1 Prozent (2040) insgesamt in seinem Leben über 38.000 Euro für die Pflegeversicherung zahlen. Ein 1966 Geborener zahlt weniger als die Hälfte dessen.

Unter der Annahme, dass die Ausgaben in der Pflegeversicherung stärker steigen als die Einnahmen, fallen die künftigen Beiträge deutlich höher aus. Für 2030 ist ein Beitragssatz von mindestens 4,1 Prozent zu erwarten, selbst 5,2 Prozent sind aber möglich. Dass diese Szenarien sehr realistisch sind, zeigt die Betrachtung der vergangenen 20 Jahre: Von 1997 bis 2017 sind nach den Berechnungen des WIP die Einnahmen der SPV pro Mitglied um 1,6 Prozent gestiegen, die Ausgaben hingegen um 4,7 Prozent.

Die Wissenschaftler des WIP ziehen aus ihren Ergebnissen das Fazit: WIP: „Um die nachfolgenden Generationen nicht noch weiter zu belasten, sollten zusätzliche Pflegeleistungen daher nicht dem Umlageverfahren der SPV auferlegt werden, sondern durch kapitalgedeckte Vorsorge abgesichert werden.“